Menschen beim Sex

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Die Fakten: Zwei Typen, ein Laptop und… jede Menge Zeit. In Prä-Pandemie-Zeiten waren die beiden Protagonisten von “MENSCHEN BEIM SEX” laut Eigenaussage in der Kulturbranche beschäftigt, und waren somit – wie viele andere auch – von März 2020 bis Mai 2021 zu absolutem Nichtstun verdammt. Der isolationstherapeutische Ansatz beim Entstehen dieses “Albums” wird von den Machern nicht umsonst mehrfach betont. Soweit, so nachvollziehbar.

Doch was erwartet uns auf dem Digitalen Download-Bundle, welches mit „Pop ist Porno” betitelt ist und zehn Stücke beeinhaltet? Um es vorweg zu nehmen: Allzu pornös wird`s nicht – vielmehr suhlen sich SK (Programmierung) und RWD (Gesang) auf das Genüsslichste in der Rückbesinnung ihrer ureigenen musikalischen Sozialisation. Da puckern die Bässe aus der DAFschen EBM-Zentrifuge ganz selbstverständlich neben Detroit-Techno-Beats, da treffen horrible Industrial-Soundscapes auf Rhythmus-Loops, die man beim besten Willen nicht anders als “funky” bezeichnen kann.

Auffällig ist, das “Menschen Beim Sex” sich bemühen, ihre EBM ohne die genreüblichen militaristischen Codes zu inszenieren. Spätestens bei RWD`s Texten spürt man, dass hier jemand ist, der weit von jeder “Panzerfahrer Klaus”-Romantik entfernt denkt und agiert. Der Autor versteht es in einfachen Worten an sich und seiner Rolle in der Welt zu zweifeln, und zwar so, dass man dabei in Punkto Glaubwürdigkeit keinerlei Abstriche machen muss. Trotz dieser Momente nimmt sich “Pop ist Porno” weit weniger ernst, als es das Genre erlauben möchte. Spätestens, wenn RWD und SK in “Feuerwanze” die Idiotie der Marken Rammstein oder Oomph – und ja, auch Laibach – auf die Schippe nehmen, kann man sich ein wissendes Grinsen kaum verkneifen.

Angesichts all dessen möchte man fast behaupten, dass diese Krise auch ihr Gutes haben könne, wenn es nicht so zynisch wäre.