WIR SIND ES SELBST

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WIR SIND ES SELBST

Ja, sie sind es selbst! Akkordeon und Bass. Fragilität und Wucht. Genialer Dilettantismus und perfekter Popsong. Minimalismus und Emotions- Overkill.

Die ständige Suche nach dem gewissen Anderen, welches unbedingt nochmal gelebt werden will, spielt in der Musik und den Texten von Wir Sind Es Selbst eine definitiv rotgefädelte Rolle… und doch hat man diverse Ziele schon angerudert. Einfach so im Vorbeigehen, im Tun.

Hierbei reißt das Duo durchaus eine Vielzahl Popmusik-geschichtlicher Kilometersteine ab, ohne jemals auch nur ansatzweise in beweisbare Vergleichspaletten zu passen. Die Einzigartigkeit von Wir Sind Es Selbst versetzt dich während jeder Laufminute der Songs in einen soghaften Wohlfühlzustand inklusive wundersamer Schwindelattacken.

Jedes Mal, wenn du denkst, du hast die Referenzen beim Schopfe gepackt, entschwinden sie dir auch schon wieder und dabei spürst du das wohlwollende Lächeln auf den Lippen der Protagonist*innen. Nicht nur wegen des Vornamens der Sängerin/ Akkordeonistin kam ich mehrmals auf den industrialisierten Artficialism von Die Tödliche Doris – aber, wo diese Song- Dekonstruktion betrieben, halten Wir Sind Es Selbst die Wirkungsweisen des wärmenden Popliedes immer dann wieder hoch, wenn der Hafer droht, zu tief zu stechen.

Auch kann man eine kleine Brücke zu den ehemaligen Minimal Wave-Magier*innen von Young Marble Giants bauen. Aber die dort aufgeschichtete Düsternis lockern Wir Sind Es Selbst wieder mit farbenfroher Regenbogen-Überbelichtung auf. Einige NDW-History-Wölkchen und feierwütige Lassie Singers-/ Stereo Total-Impulse bieten nebenher winzige Schnittmengen, fallen aber am Ende weder auf noch ins Gewicht.

Diese Songs sind unmissverständlich im Hier und Jetzt verankert, ohne dass sie sich zwanghaft darum bemühen. Vor allem das macht den Charme und die Kraft dieser tollen Lieder aus.

Doris Riedel und Jörn Csapo-Drewes geben uns hier die unkaputtbaren „Schöne Prinzessinnen“, die darauf warten, dass wir ihre Schönheit einatmen, in uns pulsieren lassen und feiern.

Diese Lieder wandeln eine graue Stadtbrache in eine gleißende Sommersonnenwiese. Umgekehrt können sie das übrigens auch.

„Minimal Pop in King Size!“ möchte ich laut ausrufen, während ich einmal mehr diesen schönen, wartenden Prinzessinnen zujubele.

Ralf Donis

Juni 2021